Der Göttinger Universitätsprofessor Andreas von Tiedemann stellte die Frage, ob pauschale Einschränkungen des Pflanzenschutzes wissenschaftlich begründbar sind, welche Folgen für die Effizienz des chemischen Pflanzenschutzes die gegenwärtige Agrarpolitik hat und welche Alternativen es zum chemischen PS gibt. Ohne die Ertragssicherung durch den Pflanzenschutz gäbe es global Ertragseinbußen von durchschnittlich 30% (Weizen 19%, Reis 32%, Mais 33%, Kartoffel 42%, Sojabohne 27%) und eine Zunahme der Hungerrate um 9% auf ein Niveau von vor 65 Jahren.
Er stellte auch die Frage, ob der Schutz der Gesundheit der Verbraucher und Anwender als Argument zur Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes gerechtfertigt ist und beantwortete das gleich selber mit nein, da schon 97% der PSM keine Gifteinstufung mehr haben und bei 99,5% der geprüften Lebensmittel keine Anhaltspunkte für ein akutes Gesundheitsrisiko festgestellt wurden (Lebensmittel-Monitoring BVL). Zum Thema Umweltschutz und Biodiversitätsreduktion meinte Tiedemann, dass es keine Studien gäbe, die belegen, dass PSM zum Aussterben von Arten geführt hätten. Biodiversität geht mehr durch den Verlust von Landschaftsstrukturen und Habitatsvielfalt verloren. Chemischer Pflanzenschutz ist weder in der Lage noch besteht die Absicht Arten zu eliminieren. Es ist daher keine wirksame Maßnahme zum Schutz der Gesundheit und der Umwelt, wenn man pauschale PS-Reduktionen anordnet. Trotzdem hält das zuständige Ministerium in Deutschland an den Zielen des Green Deals fest und will 50% des Einsatzes und des Risikos von PSM bis 2030 reduzieren, wählt aber anders als in der SUR einen kooperativen Ansatz.