Wenn der Zeitpunkt der Aktion gut getroffen ist, kann er helfen größere Mengen aus heimischer Produktion rasch abzusetzen. © Pixabay/RitaE
Aktion oder Nicht bzw. wann ist der richtige Zeitpunkt?
Dieses Thema wird in der Produktion sehr unterschiedlich gesehen: Einerseits erreichen uns Beschwerden, wenn österreichische Äpfel zu stark verbilligt angeboten werden. Andererseits melden sich etwa Erdbeerproduzenten bei uns, wenn in Zeiten hoher Erntemengen keine Aktionsunterstützung seitens des Handels erfolgt. Es zeigt sich: Das Thema ist differenziert zu betrachten.
Zentrale Frage bleibt, wer die Kosten einer Aktion trägt. In Gesprächen mit dem LEH wurde uns versichert, dass der Handel häufig selbst einen finanziellen Beitrag leistet. Eine Handelskette behauptet sogar die Aktionen praktisch zur Gänze selbst zu finanzieren, was uns einige Produzenten auch bestätigt haben. Auch wenn das in der Praxis nicht überall gleichermaßen zutrifft, ist unser Fazit: Eine Aktion ist nicht per se negativ – in bestimmten Fällen, etwa bei einem Überangebot, kann sie sogar zur Entlastung der Betriebe beitragen.
Einen spannenden Blick auf die Thematik bietet eine Analyse der deutschen Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) zur Werbeaktivität für Obst im Jahr 2024. Auch wenn es sich um deutsche Daten handelt, dürften die Entwicklungen auf den österreichischen Markt zumindest teilweise übertragbar sein.
Werbeaktivitäten in Deutschland
So hat der LEH in Deutschland letztes Jahr insgesamt 20.127 Mal mit frischem Obst geworben – das entspricht einem Rückgang von rund 7% gegenüber dem Vorjahr. Die Anzahl der Werbeimpulse variiert dabei stark je nach Saison: Der Jahresauftakt ist traditionell von Zitrusfrüchten geprägt, im Sommer dominieren Steinobst und Melonen. Je nach Ertragslage folgt ein kurzer Höhepunkt während der Einlagerung von Äpfeln, während gegen Jahresende wieder Zitrusfrüchte vermehrt in Aktion treten. Auffallend ist: 2024 wurden vor allem Mangos, Zitrusfrüchte, Äpfel (geringere Ernte) und Trauben seltener beworben.
Insgesamt schafften es 33 verschiedene Obstarten im Jahresverlauf zumindest einmal unter die zehn meistbeworbenen Früchte. Äpfel waren in 50 von 52 Wochen in dieser Liste vertreten und führten in der Hälfte davon sogar das Ranking an – gefolgt von Bananen, Heidelbeeren und Trauben. Auffallend ist dabei, dass über 50% aller Obstaktionen auf lediglich vier Herkunftsländer zurückgehen: Spanien, Italien, Deutschland und Peru.
Was heißt das für uns? Wir begrüßen, dass die Zusammensetzung des Aktionsangebots im Jahresverlauf zumindest teilweise der Saisonalität folgt – auch wenn im Handel vieles ganzjährig verfügbar ist. Der LEH orientiert sich an Konsumgewohnheiten, die Handelsketten greifen uns aber glücklicherweise auch immer wieder unter die Arme, wenn es gilt, größere Mengen aus heimischer Produktion rasch abzusetzen.
Denn wir wirtschaften unter freiem Himmel – und was heute gilt, kann morgen schon wieder überholt sein. Auch wenn es weiterhin Verbesserungspotenzial gibt: Der Rückhalt der österreichischen Konsumenten und die Verankerung heimischer Ware im Regal sind wichtige Eckpfeiler für die Stabilität der Branche.