Der steigende Bedarf und die zunehmenden Unsicherheiten bei Niederschlag und Temperatur zeigen deutlich: Wasser ist nicht nur Grundvoraussetzung für die landwirtschaftliche Produktion, sondern auch strategische Ressource – auf nationaler wie europäischer Ebene.
Politische Pläne bezüglich Wasser in Österreich
Die Bundesregierung hat das Thema Wasser in ihrem aktuellen Regierungsprogramm klar priorisiert. Ziel ist es, die Versorgungssicherheit auch bei langanhaltenden Trockenperioden zu gewährleisten. Der Ausbau überregionaler Wasserinfrastruktur, insbesondere für niederschlagsarme Regionen, wird daher vorangetrieben. Ziel ist es, die Trinkwasserversorgung zu sichern, den Wasserhaushalt empfindlicher Naturräume zu stabilisieren und eine ausreichende Bewässerung der landwirtschaftlichen Flächen sicherzustellen. Der Bund plant zusätzlich gemeinsam mit den Bundesländern ein zentrales Meldesystem für tatsächliche Wasserentnahmen einzuführen. Damit sollen verlässliche Datengrundlagen geschaffen werden, die eine sachliche und faktenbasierte Bewertung der Nutzung ermöglichen. Auch wasserrechtliche Bewilligungen sollen künftig verstärkt überprüft und – wenn nötig – an veränderte Gegebenheiten angepasst werden.
Maßnahmen auf EU-Ebene
Auch auf EU-Ebene gewinnt das Thema zunehmend an Bedeutung. Für Juni hat die Europäische Kommission die Vorlage einer Wasserresilienzstrategie angekündigt. Obwohl der Bereich Wasser nicht zur ausschließlichen Zuständigkeit der EU zählt, werden konkrete Empfehlungen an die Mitgliedstaaten vorbereitet. Diese dürften – soweit bisher bekannt – auch die Landwirtschaft stark betreffen. Im Initiativbericht des Europäischen Parlaments wird argumentiert, dass die Landwirtschaft der größte Nettoverbraucher von Wasser sei. Daher wird auf EU-Ebene intensiv darüber diskutiert, wie sich die Wassernutzungseffizienz steigern lässt, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber Wasserknappheit zu erhöhen.
Für Länder wie Österreich, in denen die Landwirtschaft laut Zahlen des Landwirtschaftsministeriums derzeit nur rund 4% des gesamten Wasserverbrauchs ausmacht, stellt sich die Lage jedoch anders dar: Um angesichts des Klimawandels langfristig wasserresilient zu bleiben, wird der Wasserbedarf künftig wohl steigen müssen. In diesem Zusammenhang greift das Argument der Effizienzsteigerung allein zu kurz – denn Resilienz bedeutet in diesen Regionen auch, dass überhaupt ausreichend Wasser für die Landwirtschaft zur Verfügung steht.
Verfolgt man die aktuellen Diskussionen, zeichnen sich als mögliche Schwerpunkte der geplanten Wasserresilienzstrategie der EU-Kommission etwa der Eintrag landwirtschaftlicher Schadstoffe oder eine präzisere Erfassung von Wasserentnahmen ab. Welche konkreten Empfehlungen die Kommission letztlich vorlegen wird, bleibt jedoch noch abzuwarten.
Gerade in der Landwirtschaft ist der Wasserbedarf stark witterungsabhängig und regional sehr unterschiedlich. In trockenen Jahren kann sich der Bewässerungsbedarf mancher Regionen nahezu verdoppeln. Gleichzeitig zeigen die Erfahrungen, dass Österreich im internationalen Vergleich bereits jetzt über ein relativ dichtes System zur Erfassung von Wasserentnahmen verfügt – etwa im Rahmen von Förderprojekten, bei denen eine Messung verpflichtend ist. Österreichs Landwirtschaft geht bereits heute sehr verantwortungsvoll mit Wasser um. Darüber hinaus weist der Obstbau durch den Einsatz von Frostberegnung einige Besonderheiten auf, die sich nicht mit dem Wasserverbrauch anderer Sektoren vergleichen lassen. Ein Teil des eingesetzten Wassers wird wieder aufgefangen und erneut verwendet, zudem findet die Frostberegnung in einer Jahreszeit statt, in der der Wasserhaushalt der Natur üblicherweise gut gefüllt ist. Im Vergleich zu den anderen Sektoren muss die Wasserinfrastruktur im Obstbau noch stark ausgebaut werden, um den kommenden Herausforderungen – sei es durch Trockenheit oder Frost – standhalten zu können. Die geplanten Gesetzesvorschläge könnten dabei eine Rolle spielen.
Wir setzen uns daher gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer Österreich und auf europäischer Ebene über Copa-Cogeca dafür ein, dass die spezifischen Gegebenheiten in Österreich und des Obstbaus sachlich berücksichtigt werden. Die geplanten Maßnahmen der EU dürfen nicht an Durchschnittswerten ansetzen, sondern müssen regional differenzierte Realitäten wie jene in Österreich entsprechend abbilden. Nur dann kann Wasserpolitik ihrer Verantwortung gerecht werden – als Grundlage für Versorgungssicherheit, Klimaanpassung und nachhaltige Lebensmittelproduktion.