Die Kornelkirsche (auch Dirndl genannt) wird in Österreich seit Jahrhunderten zur Erzeugung bäuerlicher Produkte verwendet ©carmenrieb - stock.adobe.com
Es geht darum, geeignete Genotypen sowohl für Maßnahmen wie Rückschnitt und Bewässerung als auch mit einer einheitlicheren und verkürzten Reifezeit, einer besseren Kernlöslichkeit sowie einem erhöhten Fruchtfleischanteil auszuwählen. Auch eine frühzeitige Erkennung von Krankheiten soll den Bestand langfristig sichern. "Lebensmitteltechnologisch ergibt sich darüber hinaus eine Palette an Produktentwicklungsmöglichkeiten mit einem gewissen Gesundheitsanspruch", betont Margit Laimer von der Plant Biotechnology Unit der Boku und verweist auf das Pielachtal in Niederösterreich, wo die Kornelkirsche seit Jahrhunderten, wie es heißt seit der Zeit Maria Theresias, für die bäuerliche Schnaps- und Saftproduktion und die regionale Vermarktung bis heute von großer Bedeutung ist.
Laimer hat in einem dreijährigen Forschungsprojekt im Pielachtal sowie im benachbarten Traisen- und Gölsental die genetische Vielfalt von 425 Kornelkirschen-Pflanzen ausgewertet und deren gesundheitsrelevante Inhaltsstoffe analysiert, um potenzielle Pflanzen für die Züchtung auszuwählen. "Da Cornus mas eine langlebige Spezies mit einem langen Generationszyklus von mehr als zehn Jahren ist, sind züchterische Bemühungen sehr zeitaufwendig. Deshalb ist die richtige Auswahl der Elternpflanzen von entscheidender Bedeutung. Hauptziel des Projektes war es, die verfügbare genetische Vielfalt der Kornelkirschen zu bewerten und Zuchtstrategien für Fragen zu deren gesundheitlichen Aspekten zu entwickeln", erläutert die Wissenschafterin. "Denn es ist schon länger bekannt, dass Kornelkirschen eine perfekte Vitamin-C-Quelle sind - schon 100 g der Früchte decken fast den kompletten Tagesbedarf eines Erwachsenen, der bei 110 mg liegt."
Beitrag zur Biodiversität
Weil Biodiversität zur Sicherung der Versorgung mit regionalen Lebensmitteln wichtig ist, war zu Beginn eine Auswahl und Kartierung aller Pflanzen erforderlich. Für jede der 425 untersuchten Pflanzen wurde ein Pflanzenpass erstellt, in dem die Angaben der Besitzer festgehalten wurden. Das Alter der Pflanzen reichte von gerade einmal sechs bis 15 Jahren über 100 bis 150 Jahre bis zu jahrhundertealten und sogar tausendjährigen Exemplaren. Von diesen Pflanzen wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Jahresverlauf Knospenproben oder Früchte für weitere Analysen gesammelt. Mikrosatellitenanalysen haben ergeben, dass von allen 425 untersuchten Pflanzen keine zwei gleich sind und sie somit eindeutig unterschieden werden können. Die Zuchtformen, die zur Kontrolle mitgeführt wurden, konnten klar von den Wildformen unterschieden werden. "Somit ist die Auswahl von Züchtungspartnern eindeutig überprüfbar und künftige Stammbäume können erstellt werden", erläutert Laimer.
Breite Farb- und Wirkstoffskala
Es hat sich aber auch gezeigt, dass die Farbpalette der Früchte auffallend variabel ist und von dunkelrot über rubinrot, hellrot, orange bis gelb reicht. Entsprechend hoch war auch die Schwankungsbreite in den Analysen der Anthocyane (Antioxidantien). Die Analysen der Inhaltsstoffe haben die aus der Literatur bekannte Schwankungsbreite im Zuckergehalt, Vitamingehalt und im Nährstoffgehalt bestätigt. "Spannend war das Vorkommen von Iridoiden und phenolischen Verbindungen in der europäischen Kornelkirsche, das im Zusammenhang mit gesundheitsrelevanten Aspekten aus der asiatischen Verwandten, der Cornus officinalis, bekannt war", betont Laimer. Dazu zählen unter anderem die antimikrobielle Wirkung zur Behandlung von Entzündungen, die Stimulierung der Blutzirkulation, die Verbesserung der Leberfunktion oder die positive Wirkung bei der Behandlung von Diabetes.
Durch Anwendung und Verfeinerung der etablierten Methoden ist es der Forschungsgruppe gelungen, von ausgewählten Freilandpflanzen sterile Gewebekulturen anzulegen. Sogar Knospen von jahrhundertealten Bäumen wachsen jetzt als Sprosskulturen in vitro weiter. "Dieses Pflanzenmaterial kann für Untersuchungen auf virale Pathogene und Phytoplasmen, aber auch zur Züchtung neuer Formen herangezogen werden", so Laimer.
Quelle: aiz.info