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Die aufgeständerte Agri-PV-Anlage in Pöchlarn untersucht die Auswirkungen der Paneele auf die darunter stehende Apfelkultur. © RWA/C. Schedl

Die mögliche Doppelnutzung von Obstkulturen rückt ins Blickfeld

Möglichkeiten von Agri-PV zum Schutz vor Extremwetterereignissen im Obstbau

Ein Artikel von Redaktion | 16.06.2025 - 12:59

Agri-Photovoltaik-Anlagen haben großes Potenzial, da sie landwirtschaftliche Produktion und die Erzeugung erneuerbarer Energie kombinieren. Je nach Anlage und Paneel­system sind neben der Energieproduktion Ackerbau, Tierhaltung oder der Anbau von Sonderkulturen möglich. Um den Einfluss von Agri-PV-Anlagen auf die darunter befindlichen Obstkulturen zu beleuchten, veranstaltete Netzwerk Zukunftsraum Land im April ein Farminar zur Agri-PV-Anlage Öko-Solar-Biotop Pöchlarn.

Vorstellung der Agri-PV-Anlage in Pöchlarn

Klemens Neubauer von der RWA Pöchlarn stellte die im Jahr 2020 errichtete Agri-PV-Anlage Öko-Solar-Biotop Pöchlarn vor. Auf fünf Hektar werden verschiedene Arten von Solarpaneelen in Kombination mit unterschiedlichen landwirtschaftlichen Kulturen beziehungsweise Bewirtschaftungsweisen wie etwa Obstbau, Getreideanbau und Schafhaltung getestet. Die den Obstbau auf einer Höhe von vier Metern überschirmenden Paneele bestehen aus Siliziumzellen, die in Doppelglas eingelegt sind, wodurch in etwa 35% des Lichts direkt durchscheinen kann, insgesamt kommt deutlich mehr als die Hälfte des Lichts zur Pflanze (diffuses Licht). Geplant ist künftig auch die Anlage einer Wein- und Heidelbeerkultur unter Solarpaneelen. 

Erste Erfahrungen mit Agri-PV im Obstbau

In Folge berichtete Gottfried Dampfhofer (Frutura) von den Versuchen in den zwei Apfelplantagen. Eine davon wird unter­halb einer PV-Anlage, die andere als Referenzfläche freistehend betrieben. Beide Anlagen werden exakt gleich bewirtschaftet, in Folge werden etwaige Unterschiede in der Blüh­ und Wachstumsleistung und beim Schädlingsdruck sowie beim Ertrag dokumentiert. Im Zuge eines Frostereignisses im Jahr 2024 zeigte sich, dass die PV-Anlage eine positive Wirkung hatte und die Frostschäden unterhalb der Anlage deutlich geringer ausfielen als auf der Referenzfläche ohne PV-Anlage. Auch können PV-Paneele vor zu starker Sonnen­einstrahlung schützen. Bezüglich Hagel konnten in Pöchlarn noch keine Erfahrungen gesammelt werden, Erfahrungen anderer Standorte legen aber nahe, dass Solarpaneele ­keinen ausreichenden Schutz vor Hagelschlag bieten und eine Überspannung mit Hagelnetzen, trotz der Paneele, notwendig ist.

Ökologische Aspekte von Agri-PV

Michael Obriejetan von der Universität für Bodenkultur stellte schließlich die ökologischen Möglichkeiten vor, die sich durch Agri-PV-Anlagen, insbesondere auf ehemals intensiv bewirtschafteten Standorten, ergeben. Durch den Anbau von Blühstreifen, Hecken und artenreichen Begrünungen wird die Biodiversität gefördert. Unter den Solarpaneelen finden Mikrohabitate für Tiere und Pflanzen Platz, was zur Förderung der Artenvielfalt beiträgt. Ein Team der Universität für Bodenkultur testet verschiedene Saatgutmischungen unter den Paneelen und untersucht, wie sich die Pflanzen unter den Bedingungen der Agri-PV-Anlagen entwickeln.

Herausforderungen und Ausblick

Die Implementierung von Agri-PV im Obstbau erfordert sorgfältige Planung, bietet aber zahlreiche Chancen für den Obstbau, insbesondere als Schutzmaßnahme gegen Frost­ereignisse und zur Förderung der Biodiversität. Die aktuelle Forschung und Praxis zeigen vielversprechende Ergebnisse, allerdings sind die Langzeiterfahrungen noch begrenzt. Die Kosten für hoch aufgeständerte Installationen sind etwas höher als bei klassischen PV-Anlagen, doch langfristig könnte sich die Investition lohnen, wenn sich die positiven Auswirkungen auf Ertrag und Klimaschutz bestätigen. Weitere Untersuchungen bis 2027 sollen detailliertere Erkenntnisse bringen.