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Steirische Apfelernte im Zeichen des Klimawandels

Ein Artikel von Redaktion | 31.08.2022 - 16:36
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Heuer wird nach mehrerer Frostjahren endlich eine Normalernte erwartet. Im Bild v.l.n.r.: Apfelprinzessin Helene, Präsident Franz Titschenbacher, Vizepräsidentin Maria Pein, Obstbäuerin Elisabeth Knaller mit Ehemann Josef, Apfelkönigin Ulrike I., LK-Obstbauchef Herbert Muster, Manfred Kohlfürst (Präsident des steirischen und österreichischen Erwerbsobstbauernverbandes) © Foto Fischer, Graz

"Heimische Obstproduzenten können die Bevölkerung in Österreich sicher bis Sommer 2023 mit geschmackvollen, aromareichen, heimischen Äpfeln versorgen, etwa ein Drittel der heurigen Ernte kann sogar exportiert werden", erklärte Landwirtschaftskammer (LK) Steiermark-Präsident Franz Titschenbacher in einem Pressegespräch. Außerdem seien die steirischen Äpfel dank der sorgsamen, ganzjährigen Pflegearbeiten der Obstproduzenten heuer außergewöhnlich aromatisch und reich an wertvollen Inhaltsstoffen. Auch die überdurchschnittlich vielen Sonnenstunden in den vergangenen Wochen seien dieser hervorragenden Apfelqualität zuträglich gewesen.

Nicht zuletzt sind auch die heimischen Obstproduzenten mit stark gestiegenen Produktionskosten konfrontiert. Seit August 2021 sind das laut LK Steiermark beispielsweise plus 33% bei Diesel oder plus 150% bei Dünger. Mit 15 Cent schlage sich die Teuerung für die Herstellung von 1 kg Äpfel für die Obstproduzenten zu Buche. "Für die 1.050 steirischen Obstproduzenten sind 15 Cent mehr pro kg zukunftsentscheidend -  diese haben also für das Überleben der Obstbaubetriebe eine existenzielle Wirkung. Es liegt in der Hand des Handels, ohne spürbare Auswirkungen auf den Endverbraucherpreis den Obstproduzenten direkt die betriebswirtschaftlich erforderlichen 15 Cent pro kg zuzugestehen", merkte Titschenbacher kritisch an. 

Pein: Bitte greift zu heimischem Obst

Die heimische Obstwirtschaft ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Steiermark. Etwa 5.000 Menschen (= Einkommen für 7.000 Personen) finden im Umfeld des steirischen Obstbaus einen sicheren Arbeitsplatz, das Obst wird vor der Haustür zu hohen Standards klimaschonend und zum wirtschaftlichen Vorteil der Regionen kultiviert. LK Steiermark-Vizepräsidentin Maria Pein appellierte an die Bevölkerung: "Greift zu heimischem Obst. Damit tut man der eigenen Gesundheit, der Umwelt und dem Klima sowie den Obstproduzenten etwas Gutes." Dem Lebensmittelhandel dankte sie dafür, für Sommerobst - von Erdbeeren, Heidelbeeren über Kirschen bis zu Marillen - betriebswirtschaftlich vertretbare Erzeugerpreise bezahlt zu haben. "Das zeigt, dass Fairness möglich ist, die auch die steirischen Apfelproduzenten dringend brauchen", bestärkte Pein die Forderung, den Apfelproduzenten 15 Cent mehr für die gestiegenen Produktionskosten abzugelten. Ebenso forderte die Vizepräsidentin eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung von Äpfeln in Säften. Bei Bio-Apfelsäften sei diese Forderung bereits umgesetzt. 

Nicht nur Wetterextreme sind für Obstbauern sehr herausfordernd

Wetterextreme wie Trockenheit, Frost, Hagel oder Hitze treffen die heimischen Obstbauern hart. In den vergangenen sechs Jahren gab es nur zwei Normalernten, betont die LK Steiermark. Darunter fällt auch die auf Hochtouren laufende heurige Ernte von aktuell geschätzten 148.000 t, die aber ihr Potenzial aufgrund der wochenlangen Hitze und Trockenheit letztlich nicht ganz erreichen konnte. "Die immer häufiger und massiver auftretenden klimabedingten Schäden mit den damit verbundenen Ertrags- sowie Einnahmeschwankungen und die extrem volatilen Märkte sind die zwei größten Herausforderungen der heimischen Obstproduzenten", sagte Manfred Kohlfürst, Präsident des steirischen und österreichischen Erwerbsobstbau-Verbandes. Und weiter: "Das macht das erforderliche Planen für die Betriebe so schwierig." Kohlfürst spracht sich auch in aller Deutlichkeit gegen wettbewerbsverzerrende Maßnahmen in der EU-Förderpolitik aus, die die heimische Obstproduktion benachteiligen. Leider habe das Zusammenwirken dieser Faktoren die Tafelapfel-Anbaufläche in den vergangenen fünf Jahren um rund 15% sinken lassen. 
  
Die Obstbauern unternehmen große Anstrengungen zur Frostabwehr und zum Witterungsschutz, um die Versorgung der Österreicher mit heimischem Obst verlässlich zu sichern, wird betont. Bei der direkten Frostabwehr habe sich die Frostberegnung in der Praxis - seit 2016 waren die Obstbauern fünfmal hart von Frost betroffen - als wirksamste Methode erwiesen. Das in Speicherbecken gesammelte Wasser kann auch bei Trockenheit verwendet werden. Etwa 10% der steirischen Apfelkulturen können so vor Frost und Dürre geschützt werden. Dazu Titschenbacher: "Um die Kulturen noch besser vor Wetterkapriolen zu schützen, braucht die Landwirtschaft einen prioritären und einfacheren Zugang zum Wasser. Wer eine sichere Versorgung mit heimischem Obst will, muss auch Produktion ermöglichen. Jahrelange Wasserrechtsverfahren sind zu kostspielig und bewirken leider das Gegenteil." 

Mit neuen Sorten in die Zukunft

Neben dem Schutz vor Frost und Trockenheit setzen die heimischen Obstbauern auch auf Hagelschutznetze, die ebenso gegen Hitzeschäden wirken - allein von Mitte Juli bis 20. August gab es im Obstbaugebiet zahlreiche Tropentage mit über 30 °C und kaum Niederschlag. "Neuanlagen errichten die Obstbauern soweit möglich so gut wie immer mit Hagelschutznetz und Bewässerung ", sagte Kohlfürst und betont: "Zusätzlich zum vorrangigen Ziel der Versorgungssicherung begeistern die heimischen Obstbauern die Österreicher mit den neuen Sorten Kanzi, Evelina, Jazz, Tessa, SweeTango oder Natyra." Der Flächenanteil dieser neuen Sorten liegt bereits bei knapp 10% oder etwa 450 ha der steirischen Apfelkulturen.

Quelle: LK Stmk