BOV

Rückstandsuntersuchungen von Greenpeace und PAN Europe

Ein Artikel von DI Johann Greimel | 04.12.2020 - 06:35

Greenpeace Test:

Greenpeace ließ von einem unabhängigen Labor zwölf Proben Mangos, Papayas und Melonen aus Brasilien von verschiedenen österreichischen Super- und Großmärkten auf PSM-Rückstände untersuchen. In neun der zwölf Proben wurden generell PSM-Rückstände gefunden. In sechs Früchten fand das Labor PSM, die in Europa nicht eingesetzt werden dürfen, weil diese hormonell auf unseren Körper wirken, das Nervensystem schädigen oder im Verdacht stehen krebserregend zu sein. In Brasilien werden mindestens 149 Pestizide eingesetzt, die in der Europäischen Union aus gutem Grund verboten sind.

Derzeit ist es vollkommen legal, Lebensmittel in die EU zu importieren, in welchen in der EU verbotene PSM nachweisbar sind.  Pflanzenschutzmittel welche zu Recht in der Europäischen Union verboten sind, sollten wir uns nicht über den Umweg importierter Lebensmittel wieder zurück nach Österreich holen. Greenpeace fordert, in der EU verbotene Pestizide auch für Importprodukte zu untersagen.

Österreich hat laut EUROSTAT im Jahr 2019 Früchte und Nüsse direkt aus Brasilien im Wert von rund 1,6 Millionen Euro importiert (bzw. 238 Tonnen).  In den Niederlanden kamen alleine im Jahr 2019 Früchte und Nüsse aus Brasilien im Wert von über 360 Millionen Euro (bzw. 329.000 Tonnen) in den Importhäfen an. Ein großer Teil der dort ankommenden Waren wird anschließend in die gesamte Europäische Union weiter transportiert, was aber nicht im gleichen Ausmaß erfasst wird. Lt. Greenpeace sind die 1,6 Millionen Euro an direkt aus Brasilien nach Österreich importierten Früchte und Nüsse daher nur ein Teil der gesamten Importe nach Österreich.

Das ROLL-AMA Haushaltsbuch für Frischobst für 2019 (LEH mit Hofer/Lidl) weist für Österreich einen Endverbraucherabsatz von exotischen Früchten von 109.327 Tonnen aus. Das ist ca. ein Drittel des  gesamten Frischobst – Endverbraucherabsatzes für 2019.

Bericht des Pesticides Action Network (PAN) Europe:

Unter Verwendung von EU-Daten informiert dieser Bericht, dass 74 verbotene Pflanzenschutzmittel in 5811 Lebensmitteln gefunden wurden, die auf dem europäischen Markt verkauft werden. In diesem 13-seitigen Bericht, der am 29. September 2020 veröffentlicht wurde, wurden offizielle EU-Überwachungsdaten für Lebensmittelrückstände verwendet. Am stärksten betroffen waren mit über 75% der Proben pflanzliche Produkte und hier vor allem exotische Früchte. Z.B. wurden in den bei uns als Superfood angepriesenen Goji-Beeren in mehr als der Hälfte der Proben Rückstände von in der EU verbotenen Pflanzenschutzmitteln gefunden. PAN Europe listete auch die Ursprünge der meisten verbotenen Pestizide auf, darunter z.B. China (30), Indien (25) und Thailand (23). Die EU sollte die Produktion und den Verkauf verbotener Pestizide einstellen und einen Null-Toleranz-Ansatz für solche Rückstände in Lebensmitteln verfolgen, fordert PAN Europe.

Resümee:

  • Der Forderung in der EU verbotene PSM auch für Importprodukte zu untersagen und einen Null-Toleranz-Ansatz für solche Rückstände in Lebensmitteln zu verfolgen, schließt sich der BOV an.
  • Das heimische Obst führt heute einen Konkurrenzkampf mit exotischen Früchten aus aller Welt im Obstregal der Supermärkte. Das ist auch an den Konsumentwicklungen so mancher unserer Obstarten zu sehen. Diese angeführten Ergebnisse der NGO Untersuchungen sollten neben dem Klimaschutz eine weitere Motivation für die Konsumenten sein, verstärkt zu heimischen Obst zu greifen
  • Der Greenpeace-Test liefert ein weiteres Argument für eine kritische Bewertung des MERCOSUR-Handelspakts.

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