Frostschäden in der Steiermark: Einbußen jenseits der 100 Mio. € befürchtet

Ein Artikel von Redaktion | 27.04.2016 - 12:57

Landesrat Johann Seitinger hat sich heute bei einem Lokalaugenschein einen ersten Eindruck von den jüngsten Frostschäden in der Steiermark verschafft. „Betroffen sind vor allem Obst, Wein, Spezialkulturen und Gemüse. Die Minusgrade haben dazu geführt, dass die nach der abgeschlossenen Obstblüte besonders temperaturempfindlichen Früchte großflächig abgestorben sind und in manchen Bereichen sogar mit einem Totalausfall zu rechnen sein wird. Zudem wird für die Nacht auf den Donnerstag neuerlich Frost vorhergesagt", so Seitinger. Derzeit gehe man bereits – ohne Wein – von einer Schadenshöhe jenseits der 100 Mio. € aus. In den kommenden Tagen sollen die Schäden genau erhoben werden.

Bereits das 5. „Hungerjahr“ in Folge
„Die Naturkatastrophen und wirtschaftlichen Einbrüche der letzten Jahre haben viele Bauern schon an den Rand ihrer Existenzen gebracht, jetzt kommt auch noch dieses verheerende Frostereignis dazu. Wir brauchen noch wirksamere Absicherungsmodelle, um unsere Versorgungssicherheit weiterhin gewährleisten zu können“, unterstrich der Landesrat. „Die steirischen Bäuerinnen und Bauern haben nun schon fünf Hungerjahre hinter sich: 2012 gab es ein starkes Frostereignis, 2013 war ein extremes Dürrejahr, 2014 kam der Beginn des Russland-Embargos mit Handelssperren für die Obstbauern, 2015 folgte das große Preistief und 2016 die bisher schlimmste Frostkatastrophe. Auch das Versuchs- und Forschungszentrum des Landes Steiermark Haidegg ist massiv betroffen, auch dort gibt es einen Totalausfall“, berichtete der Landesrat.

Die Vizepräsidentin der LK Steiermark, Maria Pein, sieht das jüngste Frostereignis als den traurigsten Tag für den heimischen Obstbau: „Es geht um viele Existenzen in den bäuerlichen Familienbetrieben. Wir Bauern sind von der Natur abhängig. Leider ist der Klimawandel schon voll zu spüren“, so Pein. Im Hinblick auf die immer öfter auftretenden Wetterkapriolen sei daher eine rechtzeitige Risikoversicherung der erste wichtige Schritt zur Vermeidung bzw. Abfederung derartiger Ausfälle. Eine Versicherung gegen Frost sei derzeit bei Äpfeln, Birnen, Erdbeeren, Kürbis und Wein möglich. „Langfristig müssen effektive Klimaschutzmaßnahmen vorangetrieben werden, weil diese die einzige nachhaltige Maßnahme sind, damit noch verheerendere Katastrophen abgewendet werden können“, zeigten sich Seitinger und Pein einig.

Die nächsten Schritte seien die exakte Schadensaufnahme, eine Klärung, inwieweit eine Schadensabdeckung durch Versicherungen möglich ist, weiters eine Erweiterung der Versicherungsmodelle und die Prüfung eines Notprogramms, so Seitinger. Ziel müsse es sein, „unseren Obstbauern in der Stunde höchster Verzweiflung unter die Arme zu greifen“.