Die positive Markterwartung für das laufende Wirtschaftsjahr fußt vor allem auf den länderübergreifend unter- bis durchschnittlichen Erträgen und auf dem spätfrostbedingt massiven Ernteausfall in Polen. Die Konsequenz aus beständiger Nachfrage und deutlich reduzierten Mengen ist eine europaweit positive Erzeugerpreisentwicklung, berichtet die Agrarmarkt Austria (AMA). Die größten Apfelproduzenten Europas (Polen, Italien, Frankreich, Deutschland) meldeten im November 2019 für Tafeläpfel (sortiert und verpackt) einen Großhandelspreis von durchschnittlich 63 €/100 kg. Damit lag er um 15% über dem fünfjährigen Durchschnitt.
Starke Ernteeinbußen in Polen
Polens Apfelproduktion kommt 2019 mit einem Defizit von –44% gegenüber dem Vorjahr gehörig ins Stocken. Bei einer geschätzten Erntemenge von 2,7 Mio. t und einem Eigenverbrauch von 2,1 Mio. t (Frischmarkt 30%, Verarbeitung 70%) wird es heuer für groß angelegte Exporte eng werden. In der Regel führt Polen etwa 1 Mio. t an Äpfeln/Wirtschaftsjahr aus, davon gehen 30% auf den EU-Binnenmarkt und 70% in Drittländer. Für polnische Vermarkter wird heuer wichtig sein, die Stammmärkte zu bedienen. Hierzu zählen insbesondere Weißrussland, Ägypten, Kasachstan und Rumänien.
Starke polnische Inlandspreise wirken bereits hemmend auf Ausfuhren in diese traditionell preissensiblen Länder. Aufgrund der schwächeren Verfügbarkeiten hatte sich im November das polnische Preisniveau mit 38 €/100 kg zum fünfjährigen Durchschnitt um 75% gesteigert. Der weltweit drittgrößte Apfelproduzent blickt daher einer durchwachsenen Saison entgegen.
Durchschnittliche Menge in Italien gepflückt
Italien gilt im europäischen Raum nicht nur als Hauptproduzent von Äpfeln für den Frischmarkt, sondern auch als Exportmeister in Drittstaaten. Seit 2015 weitete sich die nationale Anbaufläche für Äpfel zulasten von Steinobst um 10% aus. Mit einer diesjährigen Ernte von 2,2 Mio. t wurde das Vorjahresniveau um knapp 3% verfehlt. Italien fährt damit 2019 eine im Durchschnitt liegende Ernte ein. Der große Anteil an kleinen Kalibern erfordert heuer entsprechende Preisnachlässe. Mit 68 €/100 kg liegt der durchschnittliche Apfelpreis auf dem Vorjahresniveau und gleichauf mit dem fünfjährigen Mittel.
Entgegen dem europäischen Trend produzierte Frankreich mit 1,65 Mio. t heuer eine überdurchschnittliche Apfelernte (+12% zum Vorjahr und +6% zum langjährigen Mittel). Im Vergleich der größten Apfelproduzenten Europas hält die „Grande Nation“ den Wert der Erzeugung über die gesamte Wertschöpfungskette am höchsten. Die französischen Großhandelspreise haben sich heuer dem langjährigen Durchschnitt mehr oder weniger angepasst. Dieser lag im November mit 85 €/100 kg um 35% über dem Mittelwert der vier größten EU-Apfelproduzenten.
In Deutschland wurden 2019 auf 34.000 ha rund 949.000 t Äpfel in Erwerbsanlagen geerntet. Dies bedeutet gegenüber dem Vorjahr einen witterungsbedingten Produktionsrückgang von 21%. Spätfrost und Hagelschlag waren vielerorts, besonders in den östlichen Regionen, ein Thema. Auch weisen nach der letztjährigen Rekordernte viele Bestände Ertragsschwankungen (Alternanz) auf. Die deutschen Großhandelspreise haben sich im November mit 60 €/100 kg behauptet und liegen um 25% über dem fünfjährigen nationalen Mittel sowie um 5% unter dem europäischen Durchschnitt.
Konstante Marktentwicklung erwartet
In der kürzlich präsentierten Mittelfristprognose der EU-Kommission wird bis zum Jahr 2030 mit einem Anwachsen der europäischen Apfelproduktion auf etwa 12 Mio. t/Jahr gerechnet. Dieser Wert resultiert aus einer leicht rückläufigen Anbaufläche (–0,8%) und zunehmenden Erträgen. Vor allem in Polen soll es zu einer Modernisierung der Anlagen in Richtung wettbewerbsfähigerer Sorten kommen. Die Exporte von Tafeläpfeln sollen (eine normale Ernte vorausgesetzt) um 0,7%/Jahr wachsen und die Importe mit zirka 500.000 t/Jahr konstant bleiben.
Der europäische Pro-Kopf-Verbrauch an Frischäpfeln wird der Prognose zufolge auch in der kommenden Dekade leicht sinken. Der Rückgang wird sich aber von –1% in der vorigen Periode auf –0,1%/Jahr abschwächen. Als Gründe dafür gibt die Kommission eine größere, an den Konsumentenbedarf angepasste Sortenvielfalt sowie eine weitere Qualitätsverbesserung an. Insgesamt gehen die Experten von einer konstanten Entwicklung des europäischen Apfelmarktes aus.