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Asiatischer Laubholzbockkäfer mit weißen Flecken in Marly (Kanton Freiburg) © Reinhard Lässig (WSL)

Schweiz: Mit konsequenter Bekämpfung erfolgreich im Kampf gegen den Asiatischen Laubholzbockkäfer

Ein Artikel von Redaktion | 09.01.2017 - 06:45
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Asiatischer Laubholzbockkäfer mit weißen Flecken in Marly (Kanton Freiburg) © Reinhard Lässig (WSL)

In acht europäischen Ländern an mehr als 30 Befallsorten wurde der für viele Laubbäume (auch Obstbäume!) gefährliche Asiatische Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis; ALB) bisher nachgewiesen (in Österreich im Gebiet von Braunau, OÖ). Er zählt zu den zehn gefährlichsten Quarantäneschädlingen weltweit. Erstmals in Europa gelang es nun in der Stadt Winterthur (Schweiz), einen so großen Käferbefall bereits nach vier Jahren zu tilgen, andernorts dauerte dies bisher mehr als zehn Jahre. Das Erfolgsrezept: konsequente Käferbekämpfung, gut koordinierte Kontrollmaßnahmen und aktive Information an die Bevölkerung, wie eine ALB-Spezialistin der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in der Fachzeitschrift 'Wald und Holz' schreibt.

Ein Mix aus Erfolgsfaktoren
Das Beispiel Winterthur (Schweiz) hat kürzlich gezeigt, dass es sehr wohl möglich ist, auch einen großen Freilandbefall innerhalb der europaweit vereinbarten Minimalzeit von vier Jahren zu tilgen. Dazu ist es unabdingbar, noch im Entdeckungsjahr die Außengrenzen des Befallsgebietes zu ermitteln, wozu es so viel gut geschulte ALB-zertifizierte Baumpfleger und Spürhundeteams wie möglich braucht. Qualifiziertes Personal verursacht zwar hohe Kosten, aber hier zu sparen, führt später im Rahmen des Monitorings zu gesamthaft weit höheren Kosten.

Ein weiterer Erfolgsfaktor ist eine transparente Arbeitsweise aller Beteiligten und die offene, effiziente und zeitnahe Kommunikation untereinander (Bund, Kanton Zürich, WSL und die Stadt Winterthur) sowie zu den Anwohnern und Medien. Ohne das Verständnis und die Kooperation der betroffenen Anwohner über einen mehrjährigen Zeitraum lässt sich dieser Käfer nicht erfolgreich bekämpfen.
Die Fachleute der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL unterstützten und begleiteten während des gesamten Bekämpfungszeitraumes die anderen Partner u.a. mit der Diagnose der Käfer, Larven, Puppen, Eier und Befallssymptome (inkl. genetischer Analysen) bis hin zur Dokumentation des gesamten Befallsgeschehens (Freiland-Erfassungsbogen, Datenbank, Fotosammlung).
 

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Normalerweise besitzen die Asiatischen Lauholzbockkäfer in Europa weiße Flecken. Auffällig in Marly (Kanton Freiburg) war, dass der Großteil der Käfer jedoch gelbliche Flecken aufwies. © Doris Hölling (WSL)

Auf Information setzen
Die WSL hat zusammen mit dem Bund ein ALB-Merkblatt und eine Bestimmungshilfe (jeweils in 3 Landessprachen) herausgegeben, die sie bei den Einsätzen, Schulungen und Informationen der Bevölkerung erfolgreich verwendet. Zudem wurden 2016 Schulungen in der Grünen Branche durchgeführt, um die Teilnehmenden zu befähigen, weitere Befälle möglichst frühzeitig zu entdecken.

Der Kanton Zürich hat zudem Auflagen bei öffentlichen Ausschreibungen erlassen, in deren Rahmen vorgesehen ist, Granit aus dem asiatischen Raum zu verbauen. Ziel ist es, weitere Befälle durch den ALB zu verhindern. Auch Steinimportfirmen sind inzwischen vorsorglich tätig. All diese Anstrengungen haben nicht nur dazu geführt, dass einzelne Befallsherde getilgt werden konnten, sondern sie schränken auch die Einschleppungswege stark ein.

Reinhard Lässig, Birmensdorf, Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL