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Volleinnetzung gegen die Kirschessigfliege © Klemens Böck, LK Tirol

Vom Thurgau bis ins Aargau

Ein Artikel von Redaktion | 18.08.2015 - 14:27
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Abendessen im Schlössli Wörth direkt am Rheinfall © Klemens Böck, LK Tirol

Sechs Betriebe in zwei Tagen, so lautete die Ankündigung zu einer spannenden Lehrfahrt quer durch die ganze Nordschweiz, vom Bodensee bis in den Aargau.
Die Region Sankt Gallen/Thurgau umfasst rund 1.400 ha Apfelanbauflächen und weitere knapp 280.000 Hochstämme. Dank Baumprämien von knapp 50 CHF (umgerechnet rund 46,20 €)/Baum und einem Mostobstpreis von knapp 30 Rappen (rund 0,28 Ct.)/kg bleibt der Baumbestand relativ konstant und wirtschaftlich interessant.
Der Schweizer Obstbau steht wegen des hohen Mindestlohns und günstiger Importprodukte stark unter Druck. Während am Bodensee die Vermarktung über Genossenschaften und den LEH dominiert, steigt gegen Westen der Anteil der Direktvermarktung an. Der Betrieb Anghern beeindruckte durch die verschiedenen Standbeine des Betriebes: neben 9ha Obstbau bewirtschaftet der Betriebsleiter noch weitere 28 ha Acker, Wald und Christbaumkulturen sowie 80 GVE in der Schweinezucht, und dies als Familienbetrieb.

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Volleinnetzung gegen die Kirschessigfliege © Klemens Böck, LK Tirol

Das Thema Drosophila Suzukii stand am Versuchsgut Güttingen im Zentrum des Besuches. Die getestete Volleinnetzung sowie der Massenfang waren in weiterer Folge auch bei den folgenden Betrieben anzutreffen. Der Betrieb Eichberger präsentierte sich optisch perfekt gepflegt und mit einer extrem breiten Produktpalette im eigenen Selbstbedienungshofladen. Neben Frischobst werden auch eigene Marmeladen, Trockenobst und Spirituosen angeboten. Als einer der größeren Betriebe im Gebiet übernimmt der Betrieb zudem Lagerung und Sortierung für benachbarte kleinere Direktvermarkter.

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Beim Anbausystem Drapeau Marchand wird der Baum im Winkel von 45° in Reihenrichtung gepflanzt und als schmale Hecke erzogen © Klemens Böck, LK Tirol

Der zweite Exkursionstag führte in den Kanton Aargau. Am Betrieb Rennhard wurde das bei uns unübliche Pflanzsystem 'Drapeau Merchand' für den Kirschenanbau verwendet. Das System, ähnlich einer schrägen Hecke, besticht durch seine sehr kompakte und lichtdurchlässige Laubwand. Ergänzend zur Volleinnetzung tüftelte der Betriebsleiter zudem an einer Kalk-Blattspritzungs-Strategie gegen natürliche Blatthefen, welche eine wichtige Nahrungsgrundlage für die Kirschessigfliege darstellen.

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Betriebsleiter Sutter erklärte die Junganlagenpflege ohne Tröpfchenbewässerung © Klemens Böck, LK Tirol

Am zweiten Betrieb konnte die neue Schweizer Apfelsorte Ladina im 2. Standjahr besichtigt werden, zudem spezialisierte sich der Betriebsleiter auf die Produktion von Brennkirschen und die Pflege von Hochstammanlagen. Nach zwei weiteren interessanten Betrieben ging es gestärkt durch Süßmost zurück in die Heimat.

Ein besonderer Dank gilt den beiden Schweizer Obstbauberatern Richard Hollenstein und Daniel Schnegg, welche uns mit ihrer Betriebsauswahl einen sehr guten Einblick in den Schweizer Obstbau gaben.

Klemens Böck, LK Tirol