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Brennpunkt Pflanzenschutz

Ein Artikel von DI Johann Greimel, Ing. Manfred Kohlfürst | 20.07.2022 - 12:27

Die Aussagen in einem Bericht des PAN Europe (Pesticides Action Network) vom Mai 2022 basieren auf Informationen zu Pflanzenschutzmittelrückständen aus den offiziellen EU-Überwachungsdaten (mehrjähriges EU-Kontrollprogramm) die zur Erstellung der Jahresberichte der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) für die Jahre 2011 bis 2019 verwendet wurden.

Die Autoren des Berichts kritisieren, dass die europäischen Bürger einem Anstieg der Häufigkeit und Intensität von Rückständen gefährlicher Pflanzenschutzmittel auf Obst und Gemüse ausgesetzt waren und dass ihre Ergebnisse offiziellen Behauptungen somit widersprechen. Die Autoren beklagen weiter ein völliges Versagen der Mitgliedstaaten und der Europäischen Kommission bei der Umsetzung der entsprechenden EU-Verordnung und dem Schutz der Verbraucher.

PAN Europe empfiehlt, das Substitutionsprinzip umzusetzen und zu stärken, um den Einsatz der gefährlichsten PSM zu reduzieren und verbindliche Ziele zur Reduzierung von PSM auf nationaler Ebene festzulegen. Die Mitgliedstaaten sollten verpflichtet werden, bis 2030 einen verbindlichen Überprüfungsplan für alle bestehenden Zulassungen von PSM zu verabschieden, mit besonderem Augenmerk auf Substitutionskandidaten. Gefordert wird ein besserer Schutz für die Verbraucher, wobei die kumulativen Wirkungen von PSM-Wirkstoffen bewertet werden sollen und eine Null-Rückstands-Politik für Lebensmittel. Die verwendeten Indikatoren sollten angepasst werden, um den tatsächlichen Fortschritt in Richtung der Ziele zur Reduzierung der PSM zu überwachen.

Die schädlichsten Wirkstoffe, die sogenannten „Substitutionskandidaten“, sollten aus unserer Nahrung verschwinden. Die Substitutionsregeln wurden von den Mitgliedstaaten bisher nicht entsprechend umgesetzt und die Mitgliedsstaaten sind ihrer Verantwortung zum Schutz der Verbraucher nicht nachgekommen betont PAN Europe. Der Übergang der EU zu einem nachhaltigen Lebensmittelsystem kann nicht erreicht werden, bis die gefährlichsten Wirkstoffe vollständig aus dem Produktions- und Verbrauchssystem eliminiert sind. Das ist nicht nur ein politischer Anspruch, es ist seit 2011 Gesetz und es ist an der Zeit, dass die Mitgliedstaaten darauf reagieren.“

Das EU Pestizidkontrollprogramm 2020 - Ergebnisse Österreich

Ziel des Kontrollprogramms war die Kontrolle der Einhaltung der Höchstgehalte an PSM-Rückständen in oder auf Lebensmitteln pflanzlichen und tierischen Ursprungs. Die Daten dienen der Abschätzung der tatsächlichen Verbraucherexposition gegenüber PSM-Rückständen. 151 Proben wurden untersucht, nur eine Probe wurde beanstandet: Bei Birnen mit Herkunft Türkei war der Rückstandshöchstgehalt für ein Insektizid überschritten. Die Zulassung für diesen Wirkstoff ist inzwischen bereits ausgelaufen.

Die Beanstandungsquote lag somit insgesamt bei 0,7 Prozent und damit so niedrig wie seit 2013 nicht mehr. Laut den vorliegenden Rückstandsdaten liegen damit 99,3 % der analysierten Proben (unter Berücksichtigung der Messunsicherheit) unter den EU-weit festgelegten und harmonisierten Rückstandshöchstgehalten (MRL). Der österreichischen Ware (immerhin mehr als 50 % der Proben) wurde ein gutes Zeugnis ausgestellt.

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