WETTERKAPRIOLEN   

Schnee und Frost Ende April

Ein Artikel von Redaktion | 23.04.2024 - 21:49
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Noch Anfang des Monats wurden vielerorts Temperaturen von bis zu 30 Grad gemessen, doch nun hat ein erneuter Wintereinbruch mit Temperaturen um den Gefrierpunkt erhebliche Schäden im Obstbau verursacht © Adobe Stock

Obwohl sich diese Beobachtung in den vergangenen Jahren häufig wiederholt hat, muss auch in diesem April festgestellt werden: Es ist ein außergewöhnlicher Wetterverlauf in diesem Frühling zu beobachten. Der ORF hat in vielen seiner Landesredaktionen darüber berichtet, und auch einige Tageszeitungen haben die Berichterstattung über die ungewöhnliche Wetterlage aufgegriffen.

Anfang April wurden an einigen Messstationen Rekordtemperaturen von bis zu 30 Grad Celsius verzeichnet. Bereits vergangene Woche kam es jedoch zu einem starken Temperaturabfall in den niedrigen einstelligen Bereich. In der Nacht auf Dienstag wurden sogar Schneefälle registriert, die auch im Flachland Schneedecken hinterließen. Die Temperaturen sanken auf bis zu null Grad Celsius. Eine ähnliche Wetterlage wird für die Nacht auf Mittwoch erwartet, mit Schneefällen bis in Höhenlagen von 400 Metern und möglicherweise auch darunter, insbesondere im Osten des Landes.

Diese Art von Kältewellen im April ist zwar nicht ungewöhnlich, wie historische Daten zeigen - seit 2001 traten Wintereinbrüche in der zweiten Aprilhälfte immer wieder auf, etwa alle drei bis vier Jahre - der ungewöhnlich warme Frühlingsanfang dieses Jahres könnte jedoch große Probleme für Flora und Fauna sowie die Landwirtschaft darstellen, insbesondere auch den Obstbau, weil die Pflanzen durch die frühen warmen Tage bereits weit entwickelt und sehr anfällig für Spätfröste sind. "Spätfröste gehören im Frühling zum Wetterbild Mitteleuropas", erklärt der Ökologe Franz Essl von der Universität Wien im Ö1-Journal um acht. "Neu ist jedoch, dass wir Ende April bereits stark entwickelte Baumarten und eine weit fortgeschrittene Vegetation vorfinden, was viele Pflanzen besonders anfällig für plötzliche Kälteeinbrüche macht." Infolgedessen beginnt die Vegetation durchschnittlich zwei Wochen früher zu grünen und zu blühen als üblich.

Für Obstproduzentinnen stellt der April auch dieses Jahr wieder eine besonders herausfordernde Zeit dar. Die Kälte der letzten anderthalb Wochen hat laut Manfred Kohlfürst, Präsident des Bundes-Obstbauverbands, zu "verheerenden Schäden" geführt, wie er gegenüber dem Standard äußerte. In der Steiermark seien voraussichtlich 50 Prozent der Anbauflächen massiv geschädigt. Dies betrifft alle Obstkulturen, von Marillen über Äpfel und Birnen bis hin zu Ribiseln und Stachelbeeren. Es besteht große Sorge, dass weitere kalte Nächte bis zum Wochenende noch größere Verluste nach sich ziehen könnten.

Seit 2016 berichtet Manfred Kohlfürst über massive Probleme mit Spätfrost. Obstbäuerinnen und Obstbauern sind gezwungen, erheblich in Frostschutzmaßnahmen zu investieren. Effektiv ist zumeist die Frostberegnung, jedoch sind auch hier Grenzen gesetzt, und oft kann man nur auf günstige Umstände hoffen. Voraussetzung dafür ist allerdings das Vorhandensein von ausreichend Wasser und der entsprechenden Infrastruktur. Noch problematischer gestaltet sich die Situation bei Steinobst. Beispielsweise vertragen Marillen, die dieses Jahr ungewöhnlich früh in voller Blüte standen, die Nässe durch die Beregnung schlecht. Als Alternativen bleiben nur aufwendigere Methoden wie das Beheizen mittels Frostschutzkerzen oder die Unterkronenberegnung, deren Wirksamkeit wir im März in folgendem Artikel beschrieben haben.

Es besteht die Befürchtung, dass die derzeitigen Wetterkapriolen nicht die letzten in diesem Jahr sein werden. Durch die Klimakrise verstärkte Extremwetterereignisse, wie verstärkter Hagelschlag, werden die Belastung für Obstbauern weiter erhöhen. Ähnliches gilt für Hitze- und Trockenstress. Franz Essl betont, dass sowohl lokal als auch global mit reduzierten landwirtschaftlichen Erträgen zu rechnen ist. In Österreich herrschen Temperaturen, die durchschnittlich um fünf Grad zu warm sind. Wirtschaft und Natur müssen sich auf diese dramatischen Veränderungen einstellen, eine Herausforderung, die angesichts des schnellen Tempos der Erwärmung besonders schwierig ist.