BOV

Im Einsatz für die Branche

Ein Artikel von Redaktion | 17.10.2023 - 06:10

Herr Kohlfürst, Sie sind nun seit 2021 BOV-Präsident. Sie haben einen Betrieb daheim und außerdem sind Sie auch in der Landwirtschaftskammer und Obmann des ÖBOG. Wie schaffen Sie es, all diese Rollen unter einen Hut zu bringen?

Diese Mehrfach-Funktion braucht ein gutes Zeitmanagement. Durch meine Kammertätigkeit habe ich allerdings auch ein sehr gutes Netzwerk welches bei vielen Aktivitäten hilfreich ist. Im Obstbau sind wir nach wie vor ein reiner Familienbetrieb, und da ist es schon wichtig, dass man sich aufeinander verlassen kann. Die wesentlichen Pflegemaßnahmen bleiben aber bei mir hängen, und so beginnen die Tage eben oftmals sehr früh und hören erst spät wieder auf. Das regnerische Wetter des heurigen Frühjahrs hat mich da schon zeitweise an die Grenzen gebracht.

Den ÖBOG gibt es noch nicht lange. Nach seine Gründung 2017 und einer strukturellen Veränderung ab 2020, kam es schließlich 2021 mit Ihrer Beteiligung zur Neuaufstellung des Vereins. Wofür steht der ÖBOG? Was sind die Ziele dieses Vereins?

Es gibt sehr viele Bereiche, die den Gemüse- und Obstbau gleichermaßen betreffen. Da macht es durchaus Sinn, wenn man enger zusammenrückt. Wir versuchen, die Themen entlang der Wertschöpfungskette aufzugreifen und mit den Akteuren ins Gespräch zu kommen. Wir haben im Juli ein neues Förderprojekt für die kommenden Jahre eingereicht, um auch in Zukunft schlagkräftig zu sein. Aktuell beschäftigen wir uns wieder mit der Herkunftssicherung bei Obst. Lohnkosten, Arbeitsstättenverordnung, Verpackungsverordnung, SUR, Nachhaltigkeit usw. sind weitere Themen, die uns fordern.

Die steigenden Lebensmittelpreise sind derzeit großes Thema, doch die Landwirtschaft bekommt davon nur einen kleinen Teil zu sehen. Unerfreulich ist die Situation auch bei Äpfeln: Bei einem Verbraucherpreis von 2,12 Euro pro Kilo und einem durchschnittlichen Erzeugerpreis von 0,45 Euro beträgt der Bauernanteil bescheidene 21 Prozent. Warum ist das so?

Es braucht ein massives Umdenken in Europa! Solange Lebensmittel nichts kosten dürfen, wird sich an diesem Ungleichgewicht nichts ändern. Beim Apfel haben wir zusätzlich die Situation, dass Europa mehr Ware produziert als konsumiert wird. Weiters wird in den Beitrittsländern massiv in den Ausbau der Obstproduktion investiert. Angebot und Nachfrage bestimmen eben den Preis. Auch der Handel ist gefordert! Es darf nicht sein, dass die Verkaufspreise im LEH und damit die Spannen des Handels steigen, für den Bauern aber weniger übrigbleibt. Es brauchte eine faire Abgeltung der Inflation, auch für den Produzenten. Das ist eine unserer massivsten Forderungen. Wenn die Produzent:Innen nichts verdienen, wird die Produktion und damit die Eigenversorgung in Österreich stark zurückgehen.

Stichwort SUR: Im Zuge der Verordnung stehen umfassende Regulierungen im Pflanzenschutz an. Wie stehen Sie PSM-Regulierungen grundsätzlich gegenüber? Schießt man damit übers Ziel hinaus? Wie ist das gerade in der aktuellen Lage mit der Teuerung zu bewerten?

Jede Maßnahme, die den Einsatz von PSM reduzieren kann, ist zu begrüßen. Es wird allerdings nicht genügen, per Gesetz eine Reduktion um 50 % zu verordnen. Solange es keine vernünftigen Alternativen gibt, wird das nicht funktionieren. Weniger PSM bedeuten auch einen Rückgang der Erntemenge, was die Wirtschaftlichkeit der Betriebe weiter schwächt. Missernten sind vorprogrammiert (siehe Rüben, Kartoffel oder auch den Ölkürbis). Auch der Bio-Bereich ist von diesen unakzeptablen Vorschlägen massiv betroffen.

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