BOV

Ein Blick in die Zukunft

Ein Artikel von Manfred Kohlfürst | 20.09.2022 - 10:09

Auch in diesem Jahr blickt Europa einer großen Apfelernte entgegen. Eine Rekordmenge ist aufgrund mehrerer Hitzewellen in weiten Teilen Europas jedoch nicht zu erwarten. Dennoch wird es, sollten sich die Prognosen erfüllen, für rd. 1 Mio. Tonnen Tafeläpfel keinen Markt geben. In Summe kann Polen nur 30 % seiner Erntemenge (knapp 4,5 Mio. t) als Tafeläpfel verkaufen. 

Bei der Prognosfruit 2022 zeigt sich, dass zwei Kernthemen ganz maßgeblich die weitere Entwicklung im europäischen Kernobstanbau bestimmen werden:

  • Eine an die Nachfrage angepasste Produktionsmenge
  • Die Häufung der Witterungsextreme

Schon seit Jahren weisen die Interessensvertreter der Österreichischen Landwirtschaft darauf hin, dass die Förderung einer Flächenausweitung nur Sinn macht, wenn für die Ernte auch ausreichend Märkte zur Verfügung stehen.

Leider hat die Agrarförderpolitik der Europäischen Union die Anbauflächen bei Äpfeln in den letzten 2 Jahrzehnten stark steigen lassen, obwohl den meisten Branchenkennern schon längst klar war, dass die dafür erforderliche Nachfrage nicht gegeben ist. Zusätzlich sind durch unvorhersehbare politische Verwerfungen wichtige Absatzmärkte weggefallen, wie beispielsweise Belarus, Russland und Gebiete im arabischen Raum. Problematisch kommt noch dazu, dass der Apfel-Pro Kopf Verbrauch schon seit längerer Zeit jährlich um ca. 2-3 % sinkt. Die Gründe dafür sind vielschichtig, ein wesentlicher Faktor ist aber sicher der zunehmende Verlust der Saisonalität vieler Obst- und Gemüsearten. Waren früher Lageräpfel im Winter das mit Abstand wichtigste Obst, sind heute klassische Sommerfrüchte, von Erdbeeren bis zu Heidelbeeren, fast das ganze Jahr verfügbar.

Unter diesem Aspekt ist es umso unbegreiflicher, dass die Errichtung neuer Apfelanlagen nach wie vor intensiv, teilweise auch außerhalb der EU, mit EU-Steuergeldern gefördert wird. Eine bewusste Förderung von Überproduktion ist keine Unterstützung für Bäuerinnen und Bauern, sondern bringt diese massiv in Bedrängnis und erscheint verantwortungslos. Es stellt sich die Frage, welche Absicht hinter dieser Förderstrategie steckt.

Den gesamten Artikel finden Sie als Pdf hier!